Ziel der Anthroposophischen Medizin ist es, einen ganzheitlichen Ansatz in Bezug auf das Wesen des Menschen zu gewinnen. So wird diese Medizin patientenzentriert und menschengemäss. Wo Selbstheilungskräfte zur Eigentätigkeit angeregt und unterstützt werden können, finden anthroposophisch-therapeutische Methoden Anwendung. Bewährte konventionelle Verfahren kommen je nach Bedarf gleichzeitig zum Einsatz. Anthroposophische Medizin wird von konventionell ausgebildeten Fachärzten praktiziert.
Zur Anregung der Selbstheilungskräfte verwendet der anthroposophische Arzt Arzneimittel aus dem Mineral-, Pflanzen- und Tierreich. Auf dem Hintergrund der anthroposophisch-geisteswissenschaftlichen Menschenkunde sieht er einen Wirkungszusammenhang zwischen dem Menschen und der ihn umgebenden Natur und setzt die Heilmittelsubstanzen aus dieser Erkenntnis heraus ein. Aus der Natur genommene Substanzen werden durch pharmazeutische Prozesse so zubereitet, dass die Selbstregulation des menschlichen Organismus gezielt und spezifisch angeregt werden kann. Die Verabreichung der Heilmittel erfolgt durch Einnahme, als Injektion oder äussere Anwendung (Auflagen, Wickel, Einreibungen).
Innerhalb der Anthroposophischen Medizin gibt es neben den Arzneimitteln und der anthroposophischen Pflege auch weitere Heilverfahren. Dazu gehören Heileurythmie, Sprachgestaltung, plastisch-therapeutisches Gestalten, Maltherapie und Musiktherapie. Begleitet von einem Therapeuten wird der heilende Prozess hier durch initiative Eigentätigkeit des Patienten gefördert. Die aktive Auseinandersetzung mit Bewegung, Form, Farbe, Klang oder Sprache regt die gesundenden Prozesse im Menschen in besonderem Masse an. Ausserdem gibt es anthroposophische Körpertherapien, wie z.B. die rhythmische Massage.
Forschung
Forschung ist eine Priorität für die Anthroposophische Medizin und findet in verschiedenen akademischen Zentren statt. Es gibt eine Professur für Anthroposophisch erweiterte Medizin an der Universität in Bern.
Eine Übersicht über Publikationen aus der Forschung in der Anthroposophischen Medizin finden Sie auf der Website der Medizinischen Sektion am Goetheanum und auf der Website Anthromedics.
Universität
Universität Bern
Prof. Dr. med. Ursula Wolf
Professur für Anthroposophisch erweiterte Medizin
Institut für Komplementäre und Integrative Medizin IKIM
Arztpraxen
Arzt/Ärztin finden in der Schweiz
Spitäler
An diesen Kliniken wird Anthroposophische Medizin praktiziert
- Klinik Arlesheim
- Kantonsspital St. Gallen, Zentrum für Integrative Medizin
- Kantonsspital Freiburg, Zentrum für integrative Pädiatrie
- Ospidal d’ Engiadina Bassa, Komplementärmedizinische Abteilung in Scuol
Kurhaus
Casa Andrea Cristoforo in Ascona
Heilpädagogik
Institutionen der Heilpädagogik und Sozialtherapie
Anthroposophische Medizin international
Die Anthroposophische Medizin wird in zahlreichen Ländern der ganzen Welt praktiziert. Sie wird international vertreten durch die Medizinische Sektion am Goetheanum und den Internationalen Verband Anthroposophischer Ärztegesellschaften IVAA.
Literatur
- Der Merkurstab. Zeitschrift für Anthroposophische Medizin
- Vademecum Anthroposophische Arzneimittel
- Heusser Peter, Anthroposophische Medizin und Wissenschaft. Schattauer Verlag, Stuttgart 2010
- Girke Matthias, Innere Medizin, Salumed-Verlag, 2. Auflage Berlin 2012
- Soldner Georg, Stellmann Hermann Michael, Individuelle Pädiatrie, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, 5. Auflage, Stuttgart, 2018
- Girke Matthias, Hrsg., Geriatrie, Salumed-Verlag, Berlin 2014
- Maris Bartholomeus, Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Salumed-Verlag, Berlin 2012
- Jachens Lüder, Dermatologie, Salumed-Verlag, Berlin 2012
- Steiner R., Wegman I., Grundlegendes für eine Erweiterung der Heilkunst nach geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen, GA 27, 7. Aufl., Rudolf Steiner Verlag, Dornach 1991
- Steiner R., Geisteswissenschaft und Medizin, GA 312, 8. Aufl., Rudolf Steiner Verlag, Dornach 2020
- Steiner R., Geisteswissenschaftliche Gesichtspunkte zur Therapie, GA 313, 7. Aufl., Rudolf Steiner Verlag, Dornach 2001