Ärzteausbildung Arlesheim

Die Ärzteausbildung Arlesheim richtet sich an Medizinstudierende, Ärztinnen und Ärzte und dauert 2 Jahre. Sie ist berufs- bzw. studienbegleitend aufgebaut. Die insgesamt 12 Module und 2 Intensivwochen sind in vier Semester gegliedert:  1. Semester „Der gesunde“ Mensch, 2. Semester „Der kranke Mensch“ (erster klinischer Abschnitt), 3./4. Semester „Organe und Therapie“ (zweiter klinischer Abschnitt mit u.a. Patientenvorstellungen).  Im klinischen Zusammenhang kann sich das Krankheitsverständnis, was anhand der großen Organsysteme (Darm, Herz, Lunge, Niere, Gehirn, Leber, Milz) entwickelt wird erweitern und in neue Therapiekonzepte aufgrund entsprechender Anamnese/Befunderhebung/Diagnosestellung umgesetzt werden.

Den Teilnehmenden steht eine elektronische Plattform zur Verfügung, wo Handouts und Video-Aufnahmen von Unterrichtseinheiten nachbearbeitet werden können.

Zwischen erstem Jahr und zweiten Jahr liegt eine von zwei Intensivwochen, das Praxistraining. Zu Beginn des 4. Semesters geht es in der zweiten Intensivwoche in den Schweizer Alpen um Heilmittelerkenntnis und Heilmittelherstellung. Der ganze Kurs endet mit einem verlängerten Abschlusswochenende an der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft am Goetheanum in Dornach (CH).

Wichtige Grundpfeiler der Ausbildung sind zudem die wissenschaftliche Erarbeitung des anthroposophischen Menschenbildes, der Einbezug von künstlerischen und sozial-kommunikativen Methoden und die Entwicklung innerer Evidenz und klinischer Intuitionsfähigkeit anhand des anthroposophischen Übungs- und Meditationsweg.

Das berufsbegleitende Ärzteseminar für Anthroposophische Medizin VAOAS

Das Hauptziel des Ärzteseminars ist das Anwendenlernen der anthroposophischen Medizin, d.h. das Ausbilden von Fähigkeiten, die das selbständige Praktizieren der Anthroposophischen Medizin fördern.

Dies geschieht durch das vielfältige Kennenlernen der Grundlagen und vor allem durch das Vertiefen in verschiedene Fachgebiete der Anthroposophischen Medizin. Wir verstehen diese als eine wissenschaftliche und spirituelle Erweiterung der konventionellen Medizin.

Die Kurseinheiten des Ärzteseminars haben Weg- und Vertiefungscharakter. Dadurch soll nicht nur vertieftes, praxisorientiertes Wissen vermittelt, sondern v.a. auch die Entwicklung neuer ärztlicher Fähigkeiten unterstützt werden. Dabei spielen das künstlerische Üben und Erleben eine wichtige Rolle. Zu den Besonderheiten dieses Ausbildungsweges gehört die Kultur der Vielfältigkeit: die Vielzahl an Unterrichtenden und die wechselnden Veranstaltungsorte, an denen real anthroposophische Medizin praktiziert wird oder ein gelebter Bezug zu anthroposophischen Arbeitsfeldern besteht.

Schwerpunkte und Methodisches der Fortbildungen

  • Seminaristischer Arbeitsstil
  • Konkrete Krankheitsbilder und pathophysiologische Vorgänge durch anthroposophisch-medizinische Konzepte vertieft verstehen und dadurch eine rationale Therapie gewinnen und anwenden lernen
  • Patientenvorstellungen mit der Frage: was braucht es hier und jetzt?
  • Praktisches Üben und Erleben: Heileurythmie, Malen, Formenzeichnen, äussere Anwendungen, Sprachgestaltungstherapie, Plastizieren, Wahrnehmungs- und Denkübungen
  • Vertrauen in die Wahrnehmung sowie in das eigene Denken stärken als Grundlage der ärztlichen Urteilskraft – Üben in der Natur und an Texten
  • Wesensglieder und physiologische Aspekte des menschlichen Organismus – die gesunden und kranken Verhältnisse
  • Die Arzt-Patienten-Beziehung als Herzstück im Heilungsprozess
  • Substanzbetrachtungen und anthroposophische Pharmazie – Heilmittel herstellen
  • Der innere Weg des Arztes – Fragen der Spiritualität
  • Unterstützung und Verstärkung des Praxisbezugs durch die individuelle Mentorbegleitung
  • Individuelles Lernen im und am Gruppenprozess
  • Runder Tisch: Zeit für Fragen, Dialog, freien (Erfahrungs-)Austausch

Antworten auf zentrale Fragen

Sollen wir Kinder und Jugendliche gegen COVID-19 impfen?

Bernhard Wingeiera, Pierino Avoledob, Lisa Schmid-Thurneysenc, Clara Zimmermannc, Corina Schwendenerc, Laura Kienerc, Léna G. Dietrichc, Martin Iffd, Martin Schmidte, Tanja Grandinettif, André Perrenoudg, Ramon Möllerh, Patrick Gutschneri, Björn Riggenbachj, Barbara Bertischk, Peter Carpl, Svend Capolm, Jürg Fröhlichn, Alexandra Röllino, Henriette Hug-Batscheletp, Simon Fluriq, Jürg Streulir, Anne Meynards, Gisela Ettert, Benedikt Huberu, Philip Tarrc
aAbteilung Pädiatrie, Klinik Arlesheim, Arlesheim BL; bPädiatrie FMH, Kinderarztpraxis Rennweg, Basel; cMedizinische Universitätsklinik und Infektiologie/ Spitalhygiene, Kantonsspital Baselland, Bruderholz, Universität Basel; dAllg. Innere Medizin FMH, Praxis Zentrum Reinach BL; ePädiatrie FMH, aerzte am werk, Rheinfelden AG; fNotfallzentrum, Universitätsspital Basel; gPädiatrie FMH, Aarau; hPädiatrie FMH, Pratteln BL; iAllg. Innere Medizin FMH, Gemein- schaftspraxis Worblental, Ittigen BE; jAllg. Innere Medizin FMH, Neuchâtel; kInfektiologie FMH, Checkin Helvetiaplatz, Zürich; lPädiatrie FMH,Yverdon-les-Bains VD; mAllg. Innere Medizin FMH, Sanacare Gruppenpraxis, Luzern; nInnere Medizin FMH, Bern; oAllg. Innere Medizin FMH, Bern; pPädiatrie FMH, Kinderarztpraxis Davidsboden, Basel; qPädiatrie & Neonatologie FMH, Spital Wallis; rOstschweizer Kinderspital, St. Gallen; 2Médecine Générale FMH, Centre Médical de Lancy GE et IuMFE, Faculté de médecine, Université de Genève; tAllg. Innere Medizin FMH, Richterswil ZH; uKlinik für Pädiatrie, HFR Fribourg – Kantonsspital, Universität Fribourg

Kinder sollen bei jeder Impfung vor allem einen persönlichen Nutzen haben. Wegen dem meist milden und komplikationslosen Verlauf im Fall einer COVID-19- Ansteckung und der noch ungenügend dokumentierten Sicherheit der COVID-Impfungen empfehlen wir Zurückhaltung und eine differenzierte individuelle Beurteilung bei der Empfehlung der COVID-19-Impfung für Kinder und Jugendliche.

Einleitung
Wir begrüssen ausdrücklich die Anstrengungen der Eidgenössischen Kommission für Impffragen (EKIF), bei der am 22.06.2021 ausgesprochenen COVID- 19-Impfempfehlung für 12–15-jährige Jugendliche eine nuancierte und transparente Sprache zu wählen. Denn das Thema ist ethisch komplex und das Spektrum der Meinungen ist breit – bei Eltern, Jugendlichen und Ärzt*innen: Manche Eltern fordern die Impfung für ihre Kinder [1], andere sorgen sich um noch unbekannte Nebenwirkungen der Impfung. Aufgrund unserer klinischen Erfahrung mit Impfberatung und unserer Forschungserfahrung im Nationalen For- schungsprogramm NFP74 zu Impfskepsis [2] möchten wir zu COVID-19-Impfungen bei Kindern Stellung nehmen.

Was wollen wir mit der COVID-19-Impfung in der Schweiz erreichen?
Das BAG und die EKIF haben schon Anfang 2021 drei übergeordnete Ziele der COVID-19-Impfung definiert und am 22.06.2021 aktualisiert:

  1. Verminderung der COVID-19-Krankheitslast, insbesondere von schweren und tödlich verlaufenden Fällen;
  2. Sicherstellung der Gesundheitsversorgung;
  3. Reduktion der negativen gesundheitlichen, psychischen, sozialen wie wirtschaftlichen Auswirkungen

Ist die COVID-19- Impfung von Kindern und Jugendlichen notwendig, um eine Herdenimmunität zu erreichen?
Dass wir mit der COVID-19-Impfung eine Herdenimmunität erreichen können, wird von Expert*innen be- zweifelt. Die Herdenimmunität ist daher aktuell kein Ziel der COVID-19-Impfstrategie des BAG/EKIF. Zudem machen Jugendliche zwischen 12 und 15 Jahren nur 4% der Schweizer Bevölkerung aus und Kinder spielen bei der Übertragung von SARS-CoV-2 nur eine untergeordnete Rolle [4, 6–8]. Die Altersgruppe der 12–15-Jährigen ist zwar heterogen bezüglich Verhalten und Ansteckungsrisiko, aber Kinder und Jugendliche werden leichter durch infizierte Familienmitglieder im Haushalt angesteckt als umgekehrt [7–8]. Breites Testen in Schulen machte in den vergangenen Monaten Sinn. Gewisse Expert*Innen empfehlen nun aber: Sobald die meisten Erwachsenen geimpft sind, könnte  die     Zirkulation von SARS-CoV-2 bei Kindern sogar wünschenswert sein: mild verlaufende Primärinfektionen im Kindesalter erlauben Re-Expositionen und somit Booster-Effekte bei den immunisierten Erwachsenen [4].

Wie häufig sind schwere COVID-19-Verläufe bei Kindern?
Kinder hatten bisher fast immer einen milden COVID- 19-Verlauf, sogar wenn sie mit einer SARS-CoV-2-Variante erkrankten [4, 9]. Nur sehr wenige Kinder mussten wegen COVID-19 hospitalisiert werden und das Sterberisiko ist extrem tief [5]. Wichtig: Alle Kinder, die im Vereinigten Königreich an COVID-19 starben, hatten schwere Vorerkrankungen. Pädiatrische Folgeschäden wie das pädiatrische inflammatorische Multisystem Syndrom (PIMS) sind sehr selten (<0,5% aller Kinder von Depressionen, Suizidgedanken, anderen mentalen Gesundheitsproblemen und kinderpsychiatrischen Behandlungen.

Wie sollen wir die Impfsicherheit der COVID- 19-Impfung für Kinder und Jugendliche aktuell beurteilen?
Weil Kinder und Jugendliche sehr selten schwere COVID-19-Verläufe haben, ist der individuelle Nutzen für sie – wenn überhaupt vorhanden – sehr klein. Die Anforderungen an die Impfstoffsicherheit sind umso höher. Aktuell ist die Sicherheit der mRNA-Impfstoffe bei Kindern und Jugendlichen ungenügend dokumentiert: Es liegen aktuell lediglich publizierte Daten zu 1131 jungen Menschen (12–15 Jahre) vor, die mit dem mRNA-Impfstoff von BioNtech/Pfizer geimpft und da- nach erst über 2 bis max. 5 Monate beobachtet wurden [12]. Über seltene, potentiell schwere Nebenwirkungen und Langzeitnebenwirkungen ist daher noch keine Aussage möglich. Lokale und systemische Nebenwir- kungen waren in der Studie [12] vorübergehend und sie waren ähnlich ausgeprägt wie bei älteren Menschen. Schwere Komplikationen wie Thrombosen oder Ana- phylaxien traten nicht auf. Kürzlich wurde über das seltene Auftreten von Myokarditis-Fällen bei jungen Erwachsenen (mehrheitlich junge Männer >16 Jahre, meist innert einigen Tagen nach der 2. Impfdosis) nach mRNA-Impfungen berichtet [13, 14]

Braucht es die Impfung um Kinder und Jugendliche vor COVID-19 zu schützen?
Es gibt aktuell (22.06.2021) in der Schweiz keine generelle COVID-19-Impfempfehlung für Kinder/Jugendliche (Kasten 1). Kinder und Jugendliche gehören nur zur Priorität («Zielgruppe») der EKIF [3].
In Israel, wo die Erwachsenen früh und breit geimpft wurden (63,6% der Bevölkerung haben Stand 22.06.2021 mindestens eine COVID-19-Impfdosis erhalten [15]), sind die Fallzahlen bei allen Altersgruppen – also auch bei den ungeimpften Kindern/Jugendlichen– schon seit vielen Wochen dramatisch zurückgegangen [15, 16]. Denn mit der Impfung ab dem 12. Lebensjahr wurde in Israel erst am 9. Juni 2021 begonnen [17]. Wo genügend Erwachsene geimpft sind, profitieren also auch die ungeimpften Kinder und Jugendlichen.

Long-COVID-19 spielt für Kinder wahrscheinlich keine Rolle, aber zuverlässige Daten fehlen noch. Gewisse Vorerkrankungen (z.B. Adiposi- tas) prädisponieren Kinder zu schwereren Verläufen [4]. Die sozio-psychologischen Folgen der COVID- 19-Pandemie stellen hingegen eine hohe Belastung für die Kinder und Jugendlichen dar [11]: Es kam 2020 bei Kindern/Jugendlichen zu einer deutlichen Zunahme.

Kasten 1: Für welche Kinder und Jugendliche ist die COVID-19-Impfung empfohlen?

  • Kinder/Jugendliche mit einer chronischen Erkrankung;
  • Kinder/Jugendliche mit besonders gefährdeten Personen im Umfeld;
  • Kinder/Jugendliche, die die Impfung wünschen (nach persönlicher Risiko-Nutzen-Analyse).

 

 

Wie können wir Jugendliche bei einer individuellen Risiko-Nutzen-Abwägung vor der Impfung unterstützen?
Ein guter Impfentscheid beinhaltet immer ein Abwägen der Vor- und Nachteile. Die Jugendlichen sollen motiviert werden, ihre Fragen mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt zu besprechen. Die Kommunikation soll altersentsprechend, verständlich und praktisch er- folgen, allenfalls unterstützt durch geeignetes Informationsmaterial (z.B. des deutschen Robert Koch Instituts [18]), das die wichtigsten Punkte zusammenfasst (Kasten 2). Eine adäquate, individuelle Impfberatung ist bei der Kinder- oder Hausärztin eher möglich als in Apotheken oder Impfzentren.  Zur  Unterstützung der Jugendlichen und ihrer Eltern braucht es ein ruhiges Gespräch mit genügend Zeit. Viele Kin- der/Jugendliche wollen sich wegen der möglichen gesellschaftlichen Erleichterungen impfen lassen. Hier sollte genau überlegt werden, ob der kurzfristige Nutzen die potentiellen kurz- und längerfristigen Risiken wirklich übertreffen.

Wir möchten unsere Überlegungen wie folgt zusammenfassen:

  1. Die bei Kindern/Jugendlichen noch nicht etablierte Sicherheit der mRNA-Impfstoffe erinnert uns an unseren ärztlichen Auftrag (primum nihil nocere).
  2. Kinder sollen bei jeder Impfung vor allem einen persönlichen Nutzen haben. Eine «Herdenimmunität» gehört aktuell nicht zu den Impfzielen  von BAG/EKIF. Die Impfung der Kinder und Jugendlichen ist aktuell nicht indiziert, um die Risikogruppen zu schützen [6], sie ist nicht nötig um die Impfziele von BAG/EKIF zu erreichen, und sie ist nicht nötig, um die Kinder/Jugendlichen vor Ansteckungen schützen, wie die Erfahrungen aus Israel zeigen [15, 16].
  3. Der geringe individuelle Nutzen bei gesunden Kindern/Jugendlichen rechtfertigt aktuell keine generelle COVID-19-Impfempfehlung für Kinder und Jugendliche. Siehe auch zwei prägnante Darstellungen dieses Sachverhalts von Urs P. Gasche auf www.infosperber.ch.
  4. Wer sich impfen lassen möchte, sollte die Impfung bekommen können. Die COVID-19-Impfung soll also für Kinder/Jugendliche auf ihren und   den elterlichen Wunsch möglich sein, insbesondere bei relevanten Vorerkrankungen. Dieses Vorgehen wird nicht nur von der EKIF [3], sondern   auch in der neuesten Aktualisierung der COVID-19-Impfempfehlung der deutschen ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlen.
  5. Das Thema der COVID-19-Impfung von Kindern/Jugendlichen verlangt eine sorgfältige öffentliche Diskussion [22]. Wie bei allen Impfungen in dieser Altersgruppe muss für den Entscheid das Alter, die Urteilsfähigkeit und der Wille des Kindes/Jugendlichen einbezogen.
  6. Da die Kinder/Jugendlichen für die SARS-CoV- 2-Übertragung eine untergeordnete Rolle spielen, dürfen ihnen aus der Nichtimpfung keine    gesellschaftlichen Nachteile erwachsen. Wir unterstützen die Bestrebungen der EKIF explizit, dass die Impfung bei unter 16-Jährigen keine Vorraussetzung für den Besuch von gesellschaftlichen Anlässen sein soll.
  7. In der Impfkommunikation soll auf mögliche übertriebene COVID-Ängste der erwachsenen Bevölkerung und der Eltern eingegangen und diese abgebaut werden. Es wäre unethisch, Kinder/Jugendliche v.a. wegen der Ängste der Erwachsenen zu impfen. Wir begrüssen daher die bisherigen Bemühungen der EKIF für eine nuanciere, transparente und faire Impfempfehlung und Aufklärung der Kinder und Jugendlichen sehr.

Die vollständige Literaturliste finden Sie in der Online-Version des Artikels unter primary-hospital-care.ch.

Stellungnahme der Gesellschaft Anthroposophischer Ärzte in Deutschland (GAÄD) zur COVID-19-Impfung von Kindern und Jugendlichen

In der aktuellen Diskussion um die COVID-19-Impfung von Kindern und Jugendlichen spielt vor allem die gesellschaftliche Teilhabe – in Deutschland ein Grundrecht jedes Menschen – eine entscheidende Rolle. Durch Kindergarten- und Schulschließungen wurde unseren jüngeren Mitbürgern dieses in der letzten Zeit zumeist nicht gewährt. Von einigen Seiten wurden nun Aussagen laut, dass Kinder und Jugendliche das Recht auf gesellschaftliche Teilhabe ausschließlich mit einer COVID-19-Impfung wiedererlangen könnten; u.a. sieht ein Beschluss des 124. Deutschen Ärztetag dies vor, der die Bundesregierung zur Entwicklung eines Impfkonzeptes für Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren aufforderte. Die GAÄD distanziert sich in aller Form von solchen Aussagen und teilt damit diesbezügliche Bedenken einiger Landesärztekammern (z.B. Saarland und Hamburg) und ärztlicher Fachgesellschaften (z.B. DGKJ und BVKJ). Ohne eine tragfähige medizinische Begründung kann die Wahrnehmung der Grundrechte von Kindern und Jugendlichen nicht mit einer De facto-Impfpflicht verbunden werden.

Aussagen wie die des Deutschen Ärztetages zur Begründung seines Beschlusses «Auch Kinder und Jugendliche haben deutliche gesundheitliche Risiken infolge einer SARS-CoV-2-Erkrankung. Deshalb muss die Immunität auch für diese Gruppe durch eine Impfung und nicht durch eine Durchseuchung erzielt werden.» entsprechen nicht dem aktuellen Stand der Wissenschaft[1]. Im Gegensatz dazu gilt: Kinder und Jugendliche müssen im Erkrankungsfall nur sehr selten stationär behandelt werden und ihr Risiko an COVID-19 zu versterben ist extrem gering[2]. Bisher gibt es auch in Deutschland keinen kindlichen Sterbefall an dem bei jüngeren Kindern gefürchteten multiinflammatorischen Syndrom PIMS[3]. Selbst bei Kindern mit Grunderkrankungen gibt es keinen Beleg eines erhöhten Erkrankungsrisikos durch COVID-19.[4] Zu Kindern mit Long-COVID-Beschwerden[5] liegen vor allem Daten von hospitalisierten Kindern vor, die eine kleine Minderheit aller Infizierten darstellen. Größere Kohortenstudien relativieren erste Meldungen zur Häufigkeit von Long-COVID bei Kindern[6].

In der Praxis leiden Kinder und Jugendliche infolge der Pandemiemaßnahmen ungleich stärker an einem «Long-Lockdown»-Syndrom mit Müdigkeit, Angststörungen, Depression, Mediensucht und Leistungsabfall[7] als an der COVID-19-Erkrankung selbst. Deshalb kann auch die Schließung von Kindergärten, Kindertagesstätten und Schulen nicht weiter mit dem Argument gerechtfertigt werden, dass die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen geschützt wird.

COVID-19-Impfstoffe sind wirksam, aber nicht frei von schwerwiegenden Nebenwirkungen. Die Todesfälle durch Vektorimpfstoffe bei vor allem jüngeren Erwachsenen haben entsprechende Warnungen[8] vor seltenen, schwerwiegenden Impfrisiken, die nicht in Zulassungsstudien erfasst werden können, bestätigt. Das Paul-Ehrlich-Institut berichtet bis Mai 2021 von 12 gemeldeten Todesfällen nach COVID-19-Impfungen im Alter von 20 bis 40 Jahren in Deutschland.[9] COVID-19-Impfungen belasten jüngere Menschen mit stärkeren Impfreaktionen als ältere. Auch Mitglieder der Ständigen Impfkommission in Deutschland (STIKO) sehen derzeit noch keine hinreichend belastbare Studienbasis zur Beurteilung der Impfstoffsicherheit im Jugendalter von 12 bis 16 Jahren[10], während Daten zur Sicherheit bei Kindern noch völlig fehlen. Der Nachweis, dass das Impfrisiko von Kindern unter deren Erkrankungsrisiko liegt, müsste wegen der extrem geringen Mortalität von COVID-19 bei Kindern eine sechs- bis siebenstellige Zahl von Kindern umfassen. Ohne ausreichende Daten zur Sicherheit ist eine Impfung von Kindern und Jugendlichen nicht vertretbar.

Wissenschaftliche Berechnungen und Entwicklungen wie in Israel zeigen vielmehr, dass eine weitgehende Unterbrechung der COVID-19-Infektionsketten[11] ohne die Impfung von Kindern und Jugendlichen möglich ist, auch wenn nur ein deutlich geringerer Anteil der Bevölkerung geimpft wird als erhofft. Langfristig kann eine natürliche Immunisierung im Kindesalter womöglich nachhaltiger zur Immunität der Bevölkerung beitragen als eine Impfimmunität. Dabei ist unbestritten, dass auch Kinder und Jugendliche einen Anteil an der Ausbreitung des Virus haben[12], wobei dieser Anteil bei Kindern unter und bei Jugendlichen leicht über dem von Erwachsenen liegt.[13] Eine sachgemäße Impfdiskussion unterscheidet deshalb zwischen Kindern unter 12 Jahren und Jugendlichen und berücksichtigt darüber hinaus, dass auch zweimal Geimpfte asymptomatische COVID-19-Infektionen entwickeln und damit ansteckend sein können (wenn auch wesentlich seltener als Ungeimpfte[14]).

Vor dem Hintergrund dieser Ausführungen zu Nutzen und Risiken einer Impfung von Kindern und Jugendlichen stellt die GAÄD fest:

  • Der zu erwartende Impfnutzen für die Betroffenen ist gering.
  • Es gibt keine Daten zum Vergleich der kurz- und langfristigen Wirksamkeit und Sicherheit der neuen Impfstoffe gegenüber einer im Kindes- und Jugendalter natürlich erworbenen Immunität.
  • Mögliche Impfrisiken bis hin zu impfbedingten Todesfällen wiegen in dieser Altersgruppe besonders schwer.
  • Eine Kontrolle der Pandemie und der Schutz gefährdeter Erwachsener ist wahrscheinlich auch ohne die Impfung von Kindern und Jugendlichen unter 16 Jahren erreichbar.
  • Die GAÄD teilt die von einigen Landesärztekammern (z.B. im Saarland und Hamburg) aufgeworfenen Bedenken gegen den Beschluss des Bundesärztetages.
  • Die GAÄD schließt sich der Forderung der WHO an, dass vor einer Impfung von Kindern in den reichen Industrienationen der weltweiten Impfstoffversorgung insbesondere der armen Länder des globalen Südens ein klarer Vorzug zu geben ist.

Für Gesundheit und Wohlergehen von Kindern und Jugendlichen fordert die GAÄD:

  • Die möglichst rasche Rückkehr zum Präsenzunterricht und volle Öffnung von pädagogischen Betreuungsangeboten für alle Kinder und Jugendliche in Deutschland unter sorgfältiger Risikoabwägung insbesondere für die älteren Schülerinnen und Schüler über 12 Jahre.
  • Die möglichst schnelle Wiedererlangung einer vollen Teilhabe von Kindern und Jugendlichen am gesellschaftlichen Leben, Sport und Kultur bei jeweils gebotenen Schutzmaßnahmen und einschließlich der Impfangebote an alle Erwachsenen.
  • Eine besondere Sorgfalt in der Evaluation und Zulassung von COVID-19-Impfstoffen für Kinder und Jugendliche.
  • Weltweit vorrangig allen älteren und gefährdeten Menschen ein Impfangebot zu machen, entsprechend der Forderung der WHO.
  • Eine freie Impfentscheidung zur Wahrung der verfassungsmäßigen Grundrechte.
  • Der Vorstand der GAÄD

 

Anmerkungen
[1]Zepp, F., COVID-19-Impfstoffe für Kinder und Jugendliche. Monatsschr Kinderheilk 2021, 169, 393-394; Obaro, S., COVID-19 herd immunity by immunisation: are children the herd? The Lancet, published online April 19, 2021. doi.org/10.1016/S1473-30999(21)00212-7

[2]«Seit Beginn des Registers im März 2020 wurden insgesamt 8 verstorbene Kinder gemeldet, davon waren 3 Kinder in einer palliativen Situation verstorben, in einem Fall war die Einordnung nicht möglich. Bei insgesamt 4 Kindern wurde COVID-19 als Todesursache festgestellt.» So die Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie DGPI https://dgpi.de/stellungnahme-dgpi-dgkh-hospitalisierung-und-sterblichkeit-von-covid-19-bei-kindern-in-deutschland-18-04-2021/

[3]Ebenda. In Deutschland leben 7.588.635 Kinder im Alter von 0 – 9 Jahren und 10–19 years 7.705.657 Kinder und Jugendliche im Alter von 10 – 19 Jahren, also knapp 15,3 Millionen Kinder und Jugendliche im Alter bis 19 Jahren. Die COVID-Mortalität ist am niedrigsten zwischen 10 und 19 Jahren. Bhopal, S.: Children and young people remain at low risk of COVID-19-mortality. https://www.thelancet.com/action/showPdf?pii=S2352-4642%2821%2900066-3

[4]Zepp, F. (siehe Anm.2) S.394

[5]Buonsenso, D. et al., Preliminary Evidence on Long COVID in children, https://doi.org/10.1101/2021.01.23.21250375, Now published in Acta Paediatrica doi.org/10.1111/apa.15870. Thompson, P.: Children with long covid. New Sci. 2021 Feb 27; 249(3323), published online 2021 Mar 3. doi.org/10.1016/S0262-4079(21)00303-1 referiert aus britischen Daten zu Long-COVID: «Most medical bodies say it normally takes a few days or weeks to recover from covid-19, and that most will make a full recovery within 12 weeks».

[6]Moleteni et al., Illness duration and symptom profile in a large cohort of symptomatic UK school-aged children tested for SARS-CoV-2, Preprint May 13, 2021 https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2021.05.05.21256649v2

[7]Pieh, C. et al.: Mental Health in Adolescents during COVID-19-Related Social Distancing and Home-Schooling. Preprint March 5, 2021, https://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=3795639

[8]Soldner, G., Martin, D.: Impffragen im Zusammenhang mit COVID-19. https://www.anthromedics.org/PRA-0971-DE

[9]www.pei.de/SharedDocs/Downloads/DE/newsroom/dossiers/sicherheitsberichte/sicherheitsbericht-27-12-bis-30-04-21.pdf

[10]Vgl. das Interview mit dem Kinder- und Jugendarzt und STIKO – Mitglied M. Terhardt https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/panorama/corona-impfung-kinder-risiko-interview-stiko-100.html

[11]Eine Eradikation von SARS-CoV-2 ist unmöglich, das Virus kann auch auf Haus- und Pelztiere übergehen.

[12]Lewis, S. J., Munro, A. P. S., Smith, G. D., & Pollock, A. M. (2021). Closing schools is not evidence based and harms children. BMJ, 372, n521. https://doi.org/10.1136/bmj.n521

[13]Park, Y. J., Choe, Y. J., Park, O., Park, S. Y., Kim, Y.-M., Kim, J., … Kim, S. S. (2020). Contact tracing during coronavirus disease outbreak, South Korea, 2020. Emerging infectious diseases, 26(10), 2465–2468. doi.org/10.3201/eid2610.201315.

[14]Harris, R.J., Impact of vaccination on household transmission of SARS-COV-2 in England. Preprint khub.net/documents/135939561/390853656/Impact+of+vaccination+on+household+transmission+of+SARS-COV-2+in+England.pdf/35bf4bb1-6ade-d3eb-a39e-9c9b25a8122a

Integrative Medizin ist ein Dialog

Um den Beitrag der integrativen Medizin in der gegenwärtigen Covid-19-Pandemie ging es bei einem viertägigen Kongress der Academy of Integrative Health & Medicin (AIHM) Ende März in Kalifornien: ‹Hope, Resilience and Healing in the Covid-19 Era›. Tido von Schoen-Angerer, Vizepräsident der Internationalen Vereinigung der Anthroposophischen Medizin (IVAA), war als Vertreter dabei. Er sieht eine positive Zukunft für die weitere Entwicklung der integrativen Medizin.

Wie ist die Stellung der integrativen Medizin in den USA?
In den USA ist die integrative Medizin gut, aber anders verankert. Es gibt seit vielen Jahren das National Center for Complementary and Integrative Health (NIH) als nationale Förderung der Forschung, außerdem im Academic Consortium for Integrative Medicine and Health einen Zusammenschluss der Spitzenuniversitäten, die auch zu diesem Thema forschen.

Wenn man diese internationale Ebene anschaut, gewinnt man einen anderen Eindruck als hier. In der letzten Zeit wurden die integrativen Behandlungsansätze in den Medien lächerlich gemacht.
Die Kritiker, die aus den Kreisen der Skeptikerbewegung kommen, sind schon sehr effektiv in ihrer Einflussnahme auf die öffentliche Darstellung. Dabei handelt es sich bei der integrativen Medizin um ein international anerkanntes Forschungs- und Praxisfeld mit zunehmender Evidenz – das wird hier in Deutschland derzeit so nicht wahrgenommen.

Seit Ausbruch der Pandemie war in der Öffentlichkeit von den komplementären medizinischen Richtungen wenig zu hören. Hat man da der konventionellen Medizin nicht zu sehr das Feld überlassen?
In der Realität war es so, dass viele Kolleginnen und Kollegen, die integrativ behandeln, tätig waren und Covid-19-Erkrankte behandelt haben, auch in der Prävention. Das wurde nur nicht unbedingt in die Öffentlichkeit getragen, was vielleicht einer gewissen Vorsicht entsprach. Es geht keinesfalls darum, jetzt Heilsbotschaften zur Bekämpfung von Covid-19 zu verbreiten oder alternative Behandlungen anzupreisen. Die integrative Medizin, das kann man nicht oft genug betonen, arbeitet wissenschaftsbasiert auf der Basis des State of the Art der konventionellen Medizin. Trotzdem gibt es inzwischen gute Erfahrungen in der integrativen Behandlung der Pandemie. Das wollten wir mit unserem Beitrag zum Kongress von AIHM zeigen. Es wurden beim Webinar zwar auch Arzneimittel genannt, die eingesetzt worden sind, aber wir wollten damit keine Behandlungsempfehlungen geben, es ging zunächst einmal um Erfahrungsberichte.

In Deutschland gab es Querdenken-Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen, auf denen auch Ärztinnen und Ärzte aus dem Bereich der komplementären bzw. integrativen Medizin auftraten. Welche Auswirkungen hat das?
Die Tendenzen in der Gesellschaft machen auch vor der Community der integrativen Medizin nicht halt. Ob dort mehr Vertreter und Vertreterinnen anzutreffen sind, weiß ich nicht, aber es schädigt das Image der ganzen Bewegung, wenn man die Gefahr durch das Virus kleinredet oder den Nutzen der Impfung grundsätzlich infrage stellt. Das ist Wasser auf die Mühlen der Kritik.

Was kann man gegen diesen Imageschaden unternehmen?
Wir als IVAA müssen deutlich machen, wo wir stehen. Wir sind nicht gegen Impfungen. Sinnvoll ist sicher, die Realität der klinischen Versorgung darzustellen, wie wir das jetzt auf dem Kongress getan haben, damit nicht einige wenige, die bei den Querdenken-Demonstrationen auftreten, das Bild bestimmen. Auf der anderen Seite sollten wir auch innerhalb der Bewegung versuchen, im Dialog mit anderen Meinungen zu bleiben. Wichtig ist sicherlich auch, die Medienkompetenz in der Ausbildung von Ärztinnen und Therapeuten zu schulen, damit Quellen von Informationen besser geprüft werden.

Wie geht es aus Ihrer Sicht weiter mit der integrativen Medizin?
Die Zukunft sehe ich positiv: Die Bewegung der integrativen Medizin wächst. Die Pandemie führt möglicherweise auch dazu, dass hier noch mehr Kräfte freigesetzt werden. Die integrative Medizin ist auf jeden Fall bereits jetzt eine politische Realität, die WHO hat die Einbeziehung traditioneller, komplementärer und integrativer Medizin explizit als Strategie formuliert. Bereits zu Beginn der Pandemie gab es einen Workshop der WHO, in dem sich diese Richtungen ausgetauscht haben. Für viele Länder, gerade in Afrika, hat es politisch Priorität, die eigenen Traditionen einzubeziehen. Es wird eine große Aufgabe sein, diese Traditionen in die konventionelle Medizin einzubeziehen, auch in Ausbildung und Forschung.

Sie waren als Arzt in vielen Ländern tätig, auch für Ärzte ohne Grenzen: Gegenwärtig stehen die Impfstoffe vorwiegend den Industrienationen zur Verfügung und in ärmeren Ländern können noch nicht einmal die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Gesundheitswesen geimpft werden. Lässt sich die Pandemie auf einem Kontinent bekämpfen?
Das ist eine Katastrophe mit Ansage, denn sowohl die Organisationen der Zivilgesellschaft als auch die der Ärztinnen und Ärzte haben von Anfang an darauf hingewiesen, dass die Resultate der Forschung zur Pandemie weltweit zur Verfügung gestellt werden müssen. Das heißt zum Beispiel, dass Patente keine Hindernisse bilden dürfen und die Impfstoffe gleich verteilt werden müssen.

Jetzt haben sich aber doch die Nationalismen durchgesetzt. Die reichen Nationen, auch die EU, haben sich bei den Pharmafirmen eingekauft und es sind nur die Reste, die an die ärmeren Länder gehen. Das kann so nicht funktionieren. Den armen Ländern bleibt ja gar nichts anderes übrig, als zur Bekämpfung der Pandemie zu impfen. Sie können sich oftmals weder Maßnahmen wie Lockdowns leisten, weil die Menschen von der Hand in den Mund leben, und auch Social Distancing ist bei beengten Wohnverhältnissen nicht möglich. So ist zu erwarten, dass es in ärmeren Ländern weiterhin zu hohen Infektionsraten kommt, was wiederum das Risiko von Virusmutanten erhöht, und das wirkt sich auch wieder auf die Bekämpfung der Pandemie bei uns aus.

Dieser Hintergrund wirft ein anderes Licht auf die Impfdiskussion hier bei uns.
Die Frage «Lasse ich mich jetzt impfen oder nicht?» ist vor diesem Hintergrund eine echte Luxusdiskussion!

Das Gespräch führte Cornelie Unger-Leistner von Nexus News Agency (NNA).
Foto: Tido von Schoen Angerer (NNA)

Quelle: Das Goetheanum, Ausgabe 23, 4. Juni 2021

COVID-19: Kinder impfen?

Livestream in Kooperation mit dem Bund der Freien Waldorfschulen

Wir alle engagieren uns für die Gesundheit unserer Kinder, um ihnen eine gute Zukunft zu ermöglichen. Auch eine Impfung gestaltet Zukunft. Sie soll unser Immunsystem auf eine potentielle Auseinandersetzung mit einem spezifischen Virus vorbereiten. Laut Presseberichten möchte eine deutliche Mehrheit der Eltern die Jugendlichen und Kinder gegen COVID 19 impfen. Nach Gesprächen mit Lehrerinnen und Lehrern gehen wir davon aus, dass dies auch für Waldorfschulen gilt. Auch hier ist es wahrscheinlich nur eine Minderheit, die die Impfung in diesem Alter entschieden ablehnt.

In der öffentlichen Debatte werden aus Wissenschaft und Politik verschiedene und oft einander widersprechende Aspekte für und gegen das Impfen genannt.

Wir laden Sie daher zu einem gemeinsamen Livestream ein, um die aktuelle wissenschaftliche Studienlage, deren Bedeutung für die Impffrage und die sich daraus ergebenden Folgen und Fragen für Kinder, Jugendliche, Eltern und Ärzte zu besprechen.

  • Was ist das Besondere an der Covid- 19-Impfung? Ist die Impfung für Kinder gefährlich? Bietet sie einen Nutzen?
  • Gibt es Erkenntnisse zum Risiko von Langzeitfolgen, die bei Kindern und Jugendlichen besonders schwer wiegen?
  • Wollen wir Kinder und Jugendliche impfen, weil wir sie schützen wollen, weil wir darauf hoffen, dass endlich dieses nervenaufreibende Home Schooling aufhört, dass es auch nach den Sommerferien wieder normalen Schulbetrieb gibt und dass Familien mit den Kindern in den Urlaub fahren können?
  • Denken wir, dass eine Impfung für Kinder wichtig ist, um Risikogruppen zu schützen? Ist die Impfung der Kinder für das Erreichen einer Herdenimmunität erforderlich?
  • Haftet der Staat für Langzeitfolgen bei der Impfung von Kindern und Jugendlichen?
  • Welche Möglichkeiten gibt es für die Stärkung des Immunsystems?

Und wie sehen das die Jugendlichen?

Aus dem Umkreis unserer Kinder und Jugendlichen hören wir, dass sich viele impfen lassen wollen. Eine Risikoabwägung spielt dabei eher keine Rolle. Mit der Impfung verbindet sich das Versprechen, dass alle sozialen Einschränkungen wegfallen (Freunde treffen, Party machen, Reisen dürfen, ein normaler Schulalltag ohne Masken, Abstände und Testungen).

Unser Anliegen ist eine aufgeklärte Entscheidung zur Impfung, welche die individuelle Lebenssituation berücksichtigt.

Livestream am 16. Juni 2021, 18:00 bis 21:30 Uhr, mit:

  • Prof. Dr. med. David Martin (Kinderarzt, Uni Witten/Herdecke)
  • Georg Soldner (Kinderarzt, Medizinische Sektion am Goetheanum)
  • Constanze Eppel (Oberstufenlehrerin an der Waldorfschule Heidenheim)
  • zwei Schülern der Waldorfschule Heidenheim
  • Dr. med. Silke Schwarz (Familienmedizin)
  • Philipp Busche (Facharzt für Innere Medizin, Vorstand der GAÄD)

Mit herzlichen Grüßen
Philipp Busche (Vorstand der GAÄD)
Nele Auschra (Vorstand Bund der Freien Waldorfschulen)

Stellungnahme der GAÄD: Keine versteckte Impfpflicht für Kinder und Jugendliche
https://www.gaed.de/stellungnahme-covid-19-impfung-kinder

  • Für die Teilnahme am Livestream ist eine einmalige Registrierung und Buchung erforderlich.
  • Die Teilnahmegebühr beträgt für Ärzte 25 bzw. 20 Euro, für nicht-medizinische Berufsgruppen 15 Euro.
  • Buchungen können bis 15. Juni kostenfrei storniert werden.
  • Mit der Buchung erwerben Sie das Recht, den Livestream später in der Mediathek der GAÄD abzurufen, auch wenn Sie an der Veranstaltung nicht teilnehmen.

 

 

 

Online – Tagung zur Komplementärmedizin In der Psychiatrie

Chronischer Schmerz – Ergänzende
Behandlung durch Komplementärmedizin?

Referenten: Prof. Dr. med. et Dr. rer. nat. Christian Schubert
Dr. med. Nicolas Behrens

Moderation: PD Dr. med. et Dr. phil. Ulrich M. Hemmeter
Annegret Schlaeppi, med. pract.

Freitag, 28. Mai 2021
13:30 – 18:00 Uhr

Psychiatrie St. Gallen Nord
Zürcherstrasse 30
9500 Wil

Die Veranstaltung ist mit 4 Credits der SGPP, 4 Credits der ASA
sowie mit 1.5 Credits der VAOAS zertifiziert

Freiheit und Individualität in der Medizin

«Die komplementäre Medizin ist in der Schweizer Bevölkerung stark verankert»

Freiheit und Individualität in der Medizin

Jana Siroka begann zunächst Philosophie, Germanistik und Geschichte zu studieren, bis sie sich dann für einen medizinischen Werdegang entschied. Sie wurde Pflegefachfrau und arbeitete sich durch die Medizin bis zur Praxis als zweifache Fachärztin in der Klinik Arlesheim. An der Schnittstelle zwischen Schul- und Komplementärmedizin setzt sie sich auch für eine Veränderung der Zusammenarbeit und der Arbeitsbedingungen in Gesundheitsberufen ein.

Sie haben einen vielseitigen Ausbildungsweg in unterschiedlichen Perspektiven auf die Medizin hinter sich. Was war die wichtigste Lehre, die Sie daraus gezogen haben?

In der ‹Schweizerischen Ärztezeitung› habe ich im März 2020 meine wichtigste Lehre unter dem Motto ‹Brücken bauen› zusammengefasst. Brücken bauen ist eines der inneren Themen meines Lebens. Brücken zwischen konventioneller und Komplementärmedizin, zwischen verschiedenen Berufsgruppen, zwischen Medizinstudierenden und Chefärztinnen und -ärzten oder CEOs.

Worin besteht Ihr Engagement für einen Wandel in den Gesundheitsberufen?

Ich arbeite in einem motivierten Team auf der Inneren Medizin der Klinik Arlesheim. Dort leite ich den Notfall und die IMC (Überwachungsstation). Bei uns ist Interdisziplinarität zwischen Leitung der ärztlichen Behandlung und Pflege im Tandem gelebte Wirklichkeit. Aber das reicht noch lange nicht. Wir wollen uns quer durch alle Berufsgruppen für therapeutische Freiheit, Interdisziplinarität, ein soziales Miteinander und tragfähige wirtschaftliche Strukturen, die uns dienen, einsetzen. Damit wir alle gern zur Arbeit gehen. Mein zweiter ‹Job› ist die Mitgliedschaft im obersten Gremium der FMH – quasi auf der strategischen Ebene des Berufsverbandes von uns Ärztinnen und Ärzten. Auch dort sind die zuerst genannten Qualitäten, nun aber auf nationaler Ebene in der Gesundheitspolitik, Herzstück meiner Bemühungen.

Wie wird sich dadurch unser kollektives Verständnis von Gesundheit in Zukunft entwickeln?

Das ist eine sehr weit gefasste Frage. Es ist zu wünschen, dass durch einen höheren Grad an Freiheit von uns Ärzten und Ärztinnen, aber auch in der Pflege oder Therapie verbunden mit Eigenverantwortung klarer wird, dass es keinen schwarz-weißen Weg zur ‹perfekten Gesundheit› gibt, sondern individuelle Wege der Entwicklung.

Titelbild: Jana Siroka in den Notfallräumen der Klinik Arlesheim, Foto: Christian Jäggi

Bezugsquelle:
DAS GOETHEANUM
Ausgabe 14 – 15 / 2. April 2021

 

100 Jahre Klinik Arlesheim

Klinik Arlesheim in kantonale Versorgung der an  Covid-19 Erkrankten eingebunden

Arlesheim, 8. Januar 2021 / Mittlerweile waren über 100 an Covid-19 Erkrankte in der Klinik
Arlesheim hospitalisiert, sehr viele davon schwerstkrank. Die meisten der teilweise hochbetagten
Patientinnen und Patienten konnten wieder nach Hause oder ins Altersheim respektive in eine
Rehabilitation gehen. Acht Todesfälle sind bisher zu verzeichnen.

Die Corona-Pandemie ist eine gesundheitsgefährdende Herausforderung, der wir uns
selbstverständlich aktiv stellen. Bereits in der ersten Welle war die Klinik Arlesheim im kantonalen
Eskalationskonzept an zentraler Stelle eingebunden. Damals war der Bedarf an stationären
Betten dann aber doch nicht so gross wie anfänglich befürchtet, so dass das Konzept für die
Corona-Station in der Klinik nicht zur Anwendung kam.

Unser Einsatz
In der zweiten Welle sah dies rasch anders aus. Insgesamt waren bereits über 100 an Covid-19
Erkrankte in unserer Klinik. Die meisten der Patientinnen und Patienten, teilweise auch
Hochbetagte über 90 Jahre, konnten wieder nach Hause oder ins Altersheim respektive in eine
Rehabilitationseinrichtung entlassen werden.

Tag für Tag sind zwischen 10 und 20 Patientinnen und Patienten mit einer Covid-19-Erkrankung
bei uns hospitalisiert. Das Personal auf unserer Corona-Station ist stark gefordert. Grossartig zu
erleben, ist die Unterstützung innerhalb der Klinik; es gibt viele Hilfsangebote von verschiedenen
anderen Abteilungen. Dieser Zusammenhalt und die Unterstützungsbereitschaft sind eine
besondere Stärke unserer Klinik.

Pieter Wildervanck, einer unserer verantwortlichen Ärzte der Corona-Station, berichtet: «Die
Pflegenden tragen den grössten Teil der schweren Schicksale auf dem teilweise langen Weg zu
einem neuen, wieder gesünderen Gleichgewicht. Dass der Weg oft lang und schwer ist, belegt
auch die hohe Anzahl Menschen, die in einer Rehabilitation oder neu in einem Pflegeheim
platziert werden müssen. Die meisten der Patientinnen und Patienten auf unserer Corona-Station
waren noch nie in der Klinik Arlesheim, sie sind sehr dankbar für die Behandlung bei uns. Unser
integratives Behandlungskonzept – auch und gerade bei solch einer Erkrankung – trägt sicher
dazu bei.

Die regionale Zusammenarbeit
Jürg Sommer, Leiter des Amts für Gesundheit Basel-Landschaft bestätigt: «Die Klinik Arlesheim
war von Beginn der Pandemie-Bewältigung eine wichtige Partnerin im kantonalen
Versorgungskonzept. Auch in der zweiten Welle hat sie als «Corona-Referenzspital» einen
grossen Beitrag zur Versorgung geleistet. Die Zusammenarbeit war, wie mit allen Spitälern der
Region, sehr gut und lösungsorientiert. Allen Beteiligten und insbesondere dem Pflegepersonal
wird ein grosser Dank ausgesprochen.

Bezüglich des Behandlungskonzeptes haben sich die Verantwortlichen unserer Corona-Station
eng mit Prof. Dr. med. Philipp Tarr von der Infektiologie des Kantonsspitals Baselland
ausgetauscht, mit dem sie auch in anderem Kontext eng zusammenarbeitet. Unser Kinderarzt Dr. med. Bernhard Wingeier ist an einem Projekt des Nationalen Forschungsprogramms von
Prof. Philip Tarr zum Thema Impfen beteiligt.

Unsere Haltung zur Covid-19-Impfung
Unsere Haltung ist wie bei allen anderen Erkrankungen auch: Wir sehen Impfungen als
wichtigen Beitrag zur Reduktion von gefährlichen Krankheiten an und bieten diese auch bei uns
an, wenn die logistischen Anforderungen dies ermöglichen. Wir setzen uns für eine aktive
Aufklärung und eine freie individuelle Impfentscheidung ein. Insofern klären die Ärztinnen und
Ärzte unserer Klinik ihre Patientinnen und Patienten beziehungsweise deren Betreuungspersonen
umfassend auf – immer im Verständnis wissenschaftlicher Informationen, in Kenntnis der
Impfempfehlung und in Abhängigkeit von der individuellen Situation der Patientinnen und
Patienten.

Kontaktperson für die Medien:
Verena Jäschke, Leiterin Kommunikation Klinik Arlesheim
E-Mail: verena.jaeschke@klinik-arlesheim.ch ; 076 570 36 24

 

Die Klinik Arlesheim AG ist ein Spital mit öffentlichem Leistungsauftrag (Spitalliste) in privater Trägerschaft, eingebunden in die
kantonale bzw. regionale Versorgungsplanung.
Die Klinik Arlesheim bietet in den Bereichen Innere Medizin, Onkologie und Psychiatrie stationäre Behandlungen an. Zudem
verfügt die Klinik über ein vielfältiges ambulantes Angebot in verschiedenen Fachbereichen. Die Klinik Arlesheim betreibt eine
ambulante Filiale mit einem hausärztlichen Grundversorgungsangebot, das Ita Wegman Ambulatorium Basel.
Die Klinik Arlesheim verfügt über 82 stationäre Betten und beschäftigt rund 550 Mitarbeitende.
Die medizinische Diagnostik und Therapie basiert auf den modernen Möglichkeiten der naturwissenschaftlichen Medizin. Als
erstes anthroposophisches Spital weltweit verfügt die Klinik Arlesheim über 100 Jahre Erfahrung mit dem integrativen Konzept der Anthroposophischen Medizin.