Anthroposophische Augenheilkunde

Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Wir werden uns mit den autoimmunen und entzündlichen Erkrankungen des Auges beschäftigen und sie den sklerosierenden gegenüberstellen.

Alle Bereiche der dreigliedrigen Augenorganisation können betroffen sein. So werden wir uns mit den unterschiedlichen Formen der Konjunktivitis, Skleritis, Uveitis, Retinitis und ihren Zusammenhängen mit anderen systemischen Erkrankungen des Menschen beschäftigen und den entzündlichen, aber auch degenerativ-sklerotischen Prozessen nachgehen.

Krankheit entsteht, wenn sich die physiologische Wesensgliederwirksamkeit in der Augenorganisation verändert. In jedem Wahrnehmen verbinden sich die rezeptiv-aufnehmende und die nach außen blickende Aktivität. Es ist ein Atmungsprozess im Licht, der unser Wahrnehmen ermöglicht, aber auch mit den Gesundungskräften des Auges in Zusammenhang steht. Denn auch hier zeigt der Atmungsprozess seine heilende Wirksamkeit.

Wir werden unter diesem Aspekt die Arzneimittel der Augenheilkunde besprechen, genauso aber auch die Eurythmie und die Sprachgestaltung. Es ist eine große Freude, dass Frau Erika Hammer wieder aus ihrer reichen therapeutischen Erfahrung vortragen wird.

Augenerkrankungen sind häufig und werden auch in der hausärztlichen Behandlung angesprochen. Insofern richtet sich diese Tagung nicht nur an Augenärztinnen und Augenärzte, sondern auch an Kolleginnen und Kollegen, die in Klinik und Praxis Patientinnen und Patienten weiterführende Hinweise – in professioneller opthalmologischer Zusammenarbeit – zur anthroposophischen Augenheilkunde geben wollen.

In der Freude auf die gemeinsame Arbeit!
Matthias Girke und Georg Soldner

Ärztetagung VAOAS – 2. Vernetzungstreffen

 

Am 13. November 2021 (09:00–17:00 Uhr) findet in Winterthur das 2. Vernetzungstreffen der
anthroposophisch orientierten Ärzte und Ärztinnen in der Schweiz statt.

Das Vernetzungstreffen findet dieses Jahr in den Räumlichkeiten der Integrativen Medizin Winterthur
Baronenscheune statt. Das gibt uns die Gelegenheit, dieses wunderbare, in der Altstadt gelegene und
denkmalgeschützte Gebäude, welches neben einer Hausarztpraxis weitere Therapien beherbergt,
kennenzulernen.

Wie beim letzten Mal soll uns der Morgen eine innere ärztliche Stärkung ermöglichen, u. a. mit Sprachgestaltung, und der Nachmittag äusserlichen, organisatorischen und politischen Fragen gewidmet sein. Dazu haben wir bereits eine Zusage unserer Kollegin Gisela Etter, Präsidentin der UNION Schweizerischer komplementärmedizinischer Ärzteorganisationen.

Natascha Neumeister
Telefon: 031 660 40 00
E-Mail praxis.worblental@hin.ch

Ärzteausbildung Arlesheim

Die Ärzteausbildung Arlesheim richtet sich an Medizinstudierende, Ärztinnen und Ärzte und dauert 2 Jahre. Sie ist berufs- bzw. studienbegleitend aufgebaut. Die insgesamt 12 Module und 2 Intensivwochen sind in vier Semester gegliedert:  1. Semester „Der gesunde“ Mensch, 2. Semester „Der kranke Mensch“ (erster klinischer Abschnitt), 3./4. Semester „Organe und Therapie“ (zweiter klinischer Abschnitt mit u.a. Patientenvorstellungen).  Im klinischen Zusammenhang kann sich das Krankheitsverständnis, was anhand der großen Organsysteme (Darm, Herz, Lunge, Niere, Gehirn, Leber, Milz) entwickelt wird erweitern und in neue Therapiekonzepte aufgrund entsprechender Anamnese/Befunderhebung/Diagnosestellung umgesetzt werden.

Den Teilnehmenden steht eine elektronische Plattform zur Verfügung, wo Handouts und Video-Aufnahmen von Unterrichtseinheiten nachbearbeitet werden können.

Zwischen erstem Jahr und zweiten Jahr liegt eine von zwei Intensivwochen, das Praxistraining. Zu Beginn des 4. Semesters geht es in der zweiten Intensivwoche in den Schweizer Alpen um Heilmittelerkenntnis und Heilmittelherstellung. Der ganze Kurs endet mit einem verlängerten Abschlusswochenende an der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft am Goetheanum in Dornach (CH).

Wichtige Grundpfeiler der Ausbildung sind zudem die wissenschaftliche Erarbeitung des anthroposophischen Menschenbildes, der Einbezug von künstlerischen und sozial-kommunikativen Methoden und die Entwicklung innerer Evidenz und klinischer Intuitionsfähigkeit anhand des anthroposophischen Übungs- und Meditationsweg.

Das berufsbegleitende Ärzteseminar für Anthroposophische Medizin VAOAS

Das Hauptziel des Ärzteseminars ist das Anwendenlernen der anthroposophischen Medizin, d.h. das Ausbilden von Fähigkeiten, die das selbständige Praktizieren der Anthroposophischen Medizin fördern.

Dies geschieht durch das vielfältige Kennenlernen der Grundlagen und vor allem durch das Vertiefen in verschiedene Fachgebiete der Anthroposophischen Medizin. Wir verstehen diese als eine wissenschaftliche und spirituelle Erweiterung der konventionellen Medizin.

Die Kurseinheiten des Ärzteseminars haben Weg- und Vertiefungscharakter. Dadurch soll nicht nur vertieftes, praxisorientiertes Wissen vermittelt, sondern v.a. auch die Entwicklung neuer ärztlicher Fähigkeiten unterstützt werden. Dabei spielen das künstlerische Üben und Erleben eine wichtige Rolle. Zu den Besonderheiten dieses Ausbildungsweges gehört die Kultur der Vielfältigkeit: die Vielzahl an Unterrichtenden und die wechselnden Veranstaltungsorte, an denen real anthroposophische Medizin praktiziert wird oder ein gelebter Bezug zu anthroposophischen Arbeitsfeldern besteht.

Schwerpunkte und Methodisches der Fortbildungen

  • Seminaristischer Arbeitsstil
  • Konkrete Krankheitsbilder und pathophysiologische Vorgänge durch anthroposophisch-medizinische Konzepte vertieft verstehen und dadurch eine rationale Therapie gewinnen und anwenden lernen
  • Patientenvorstellungen mit der Frage: was braucht es hier und jetzt?
  • Praktisches Üben und Erleben: Heileurythmie, Malen, Formenzeichnen, äussere Anwendungen, Sprachgestaltungstherapie, Plastizieren, Wahrnehmungs- und Denkübungen
  • Vertrauen in die Wahrnehmung sowie in das eigene Denken stärken als Grundlage der ärztlichen Urteilskraft – Üben in der Natur und an Texten
  • Wesensglieder und physiologische Aspekte des menschlichen Organismus – die gesunden und kranken Verhältnisse
  • Die Arzt-Patienten-Beziehung als Herzstück im Heilungsprozess
  • Substanzbetrachtungen und anthroposophische Pharmazie – Heilmittel herstellen
  • Der innere Weg des Arztes – Fragen der Spiritualität
  • Unterstützung und Verstärkung des Praxisbezugs durch die individuelle Mentorbegleitung
  • Individuelles Lernen im und am Gruppenprozess
  • Runder Tisch: Zeit für Fragen, Dialog, freien (Erfahrungs-)Austausch

Vegetabilisierte Metalle Jupiter, Stannum, Cichorium Stanno cultum, Taraxacum Stanno cultum

Gerne möchten wir Euch auf die Online-Fortbildungsreihe «Vegetablisierte Metalle» mit Albert Schmidli und Dr. Kaspar Jaggi aufmerksam machen. Wir haben schon eine solche Fortbildung erlebt und es war so gut, dass daraus die Idee entstanden ist, die komplette Reihe anzubieten.

Wir freuen uns über eine zahlreiche Teilnahme und grüssen herzlich,

Jana Ertl, Kaspar Jaggi und Ursula Wolf

 

Internationale Jahreskonferenz der Medizinischen Sektion

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

sehr gerne möchten wir Sie schon heute auf die Internationale Jahreskonferenz der Medizinischen Sektion hinweisen. Wir erwarten, dass es im dritten Jahr der Pandemie wieder möglich sein wird, aus vielen Ländern der Welt ans Goetheanum zu kommen und so endlich wieder Kolleginnen und Kollegen sowie Freundinnen und Freunden der anthroposophisch-medizinischen Bewegung von Angesicht zu Angesicht zu begegnen.

Nachdem im vergangenen Jahr die Verantwortung der Medizin für Mensch und Natur im Mittelpunkt stand, wird 2022 »Das Herz im Umkreis – Die Bedeutung der therapeutischen Gemeinschaft« den Blick auf die krank machenden und heilenden Faktoren des menschlichen Zusammenlebens und der therapeutischen Gemeinschaftsbildung lenken. Das Herz als Organ der Mitte bietet den medizinischen und therapeutischen Anknüpfungspunkt.

Die Konferenz ist wie im letzten Jahr dreigliedrig angelegt. Fachkonferenzen der Heileurythmie, therapeutischen Sprachgestaltung, Kunsttherapie, für Ärztinnen und Ärzte, Pharmazeutinnen und Pharmazeuten sowie Apothekerinnen und Apotheker, Psychotherapie und der Patientenvereinigungen bilden den Auftakt vom 13. bis 15. September. Der mittlere Teil am 15. und 16. September bietet die Möglichkeit zur spirituellen Vertiefung und zur Arbeit an der 16. Klassenstunde. Die multiprofessionelle Konferenz vom 16. bis 18. September führt die Herz-Thematik durch die fünf CARE-Gebiete: Geburt und Kindheit, Infektiologie, Angst und Trauma, Onkologie und Palliativmedizin.

Arbeitsgruppen mit Beiträgen aus Indien (Wahida Murthy), Russland (Denis Koshechkin), USA (Adam Blanning), Frankreich (Robert Kempenich), Holland (Marieke Krans), Italien (Angelo Fierro), der Schweiz und Deutschland bieten ein interessantes und therapeutisch gehaltvolles internationales Programm.

Alle drei Teile der Konferenz können auch einzeln besucht werden. Die Teilnahme an der gesamten Veranstaltung verlebendigt aber die Komposition des Ganzen und hält die Teile zusammen.

Das Vortragsprogramm, die morgendlichen Einstimmungen, ca. 50 Arbeitsgruppen, Führungen am Goetheanum und am Ita Wegman Campus versprechen ein besonderes Erlebnis und einen Beitrag zur Stärkung der Anthroposophischen Medizin in Zeiten großer öffentlicher Angriffe.

In der Hoffnung auf eine interessante und kraftvolle Konferenz grüßen Sie herzlich im Namen der Internationalen Koordination Anthroposophische Medizin

Matthias Girke, Georg Soldner, Rolf Heine

Schmerz

Ärzteseminar für Anthroposophische Medizin – CH
Vereinigung anthroposophisch orientierter Ärztinnen und Ärzte in der Schweiz (VAOAS)

SCHMERZ
Zentrum für integrative Medizin, Kantonspital St. Gallen
Fr 03. – So 05.09.2021

Der Schmerz und verwandte Gebiete wie Palliativmedizin und Psychosomatik stehen im Zentrum dieses
Kurses.

Die Anthroposophische Medizin betrachtet den Schmerz nicht nur als ein Element eines pathologischen
Prozesses, sondern auch als einen Teil des Prozesses der geistigen Entwicklung des Menschen, somit als
Teil eines Erkenntnisprozesses.

Es gibt viele klinisch bedeutsame Aspekte, die man durch die anthroposophische Menschenkunde erhellen und so zu einem tieferen Schmerz- und Krankheitsverständnis beitragen und therapeutisch zugänglich
machen kann.

Diesbezüglich gibt es einen reichen Erfahrungsschatz an anthroposophischen Heilmitteln und Therapien,
um gerade auch in den therapeutisch herausfordernden Situationen bei chronischen
Schmerzpatient*innen,in palliativen Situationen und in der Psychosomatik ganzheitlich unterstützen und
begleiten zu können.
Die äusseren Anwendungen sind ein wichtiger Teil eines integrativen Behandlungskonzeptes – diese wollen
wir kennenlernen und erfahren durch gegenseitige Anwendung unter fachkundiger Anleitung.

Es werden Bezüge hergestellt zum Schicksal des Menschen und der Ärzt*in. In diesem Zusammenhang
sind wir als Ärzt*innen nicht nur fachlich, sondern auch als ganze Menschen in unserer therapeutischen
Haltung, unserem Heilerwillen, angesprochen. Dieser Heilerwille hat spirituelle Bezüge und berührt den
inneren Schulungsweg, der aber ganz in die Sphäre der individuellen Freiheit des einzelnen Menschen
ge-hört.

Weitere Bezüge des Schmerzes und seines Umkreises werden angesprochen: zum sozialen Kontext, zur
Salutogenese, zu Therapiehindernissen, zu den 4 Ätherarten, zum Seelischen, zu den Sinnen, z.B. dem
Lebenssinn usw.

Wichtig sind uns auch genügend Zeit und Atem für Fragen und Austausch

Dr. med. Patrick Gutschner                                             Doris Grossen
Gemeinschaftspraxis Worblental                                   Sekretariat Ärzteseminar VAOAS
Gartenweg 1, CH – 3063 Ittigen                                      Via delle Capelle 8, CH – 6612 Ascona
0041 31 660 40 00, Fax 0041 31 921 21 51                   0041 79 594 96 66
Mob 0041 79 307 96 30                                                   doris.grossen@gmail.com
www.aerzteseminar.ch
p.gutschner@gmail.com

 

Stellungnahme der Gesellschaft Anthroposophischer Ärzte in Deutschland (GAÄD) zur COVID-19-Impfung von Kindern und Jugendlichen

In der aktuellen Diskussion um die COVID-19-Impfung von Kindern und Jugendlichen spielt vor allem die gesellschaftliche Teilhabe – in Deutschland ein Grundrecht jedes Menschen – eine entscheidende Rolle. Durch Kindergarten- und Schulschließungen wurde unseren jüngeren Mitbürgern dieses in der letzten Zeit zumeist nicht gewährt. Von einigen Seiten wurden nun Aussagen laut, dass Kinder und Jugendliche das Recht auf gesellschaftliche Teilhabe ausschließlich mit einer COVID-19-Impfung wiedererlangen könnten; u.a. sieht ein Beschluss des 124. Deutschen Ärztetag dies vor, der die Bundesregierung zur Entwicklung eines Impfkonzeptes für Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren aufforderte. Die GAÄD distanziert sich in aller Form von solchen Aussagen und teilt damit diesbezügliche Bedenken einiger Landesärztekammern (z.B. Saarland und Hamburg) und ärztlicher Fachgesellschaften (z.B. DGKJ und BVKJ). Ohne eine tragfähige medizinische Begründung kann die Wahrnehmung der Grundrechte von Kindern und Jugendlichen nicht mit einer De facto-Impfpflicht verbunden werden.

Aussagen wie die des Deutschen Ärztetages zur Begründung seines Beschlusses «Auch Kinder und Jugendliche haben deutliche gesundheitliche Risiken infolge einer SARS-CoV-2-Erkrankung. Deshalb muss die Immunität auch für diese Gruppe durch eine Impfung und nicht durch eine Durchseuchung erzielt werden.» entsprechen nicht dem aktuellen Stand der Wissenschaft[1]. Im Gegensatz dazu gilt: Kinder und Jugendliche müssen im Erkrankungsfall nur sehr selten stationär behandelt werden und ihr Risiko an COVID-19 zu versterben ist extrem gering[2]. Bisher gibt es auch in Deutschland keinen kindlichen Sterbefall an dem bei jüngeren Kindern gefürchteten multiinflammatorischen Syndrom PIMS[3]. Selbst bei Kindern mit Grunderkrankungen gibt es keinen Beleg eines erhöhten Erkrankungsrisikos durch COVID-19.[4] Zu Kindern mit Long-COVID-Beschwerden[5] liegen vor allem Daten von hospitalisierten Kindern vor, die eine kleine Minderheit aller Infizierten darstellen. Größere Kohortenstudien relativieren erste Meldungen zur Häufigkeit von Long-COVID bei Kindern[6].

In der Praxis leiden Kinder und Jugendliche infolge der Pandemiemaßnahmen ungleich stärker an einem «Long-Lockdown»-Syndrom mit Müdigkeit, Angststörungen, Depression, Mediensucht und Leistungsabfall[7] als an der COVID-19-Erkrankung selbst. Deshalb kann auch die Schließung von Kindergärten, Kindertagesstätten und Schulen nicht weiter mit dem Argument gerechtfertigt werden, dass die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen geschützt wird.

COVID-19-Impfstoffe sind wirksam, aber nicht frei von schwerwiegenden Nebenwirkungen. Die Todesfälle durch Vektorimpfstoffe bei vor allem jüngeren Erwachsenen haben entsprechende Warnungen[8] vor seltenen, schwerwiegenden Impfrisiken, die nicht in Zulassungsstudien erfasst werden können, bestätigt. Das Paul-Ehrlich-Institut berichtet bis Mai 2021 von 12 gemeldeten Todesfällen nach COVID-19-Impfungen im Alter von 20 bis 40 Jahren in Deutschland.[9] COVID-19-Impfungen belasten jüngere Menschen mit stärkeren Impfreaktionen als ältere. Auch Mitglieder der Ständigen Impfkommission in Deutschland (STIKO) sehen derzeit noch keine hinreichend belastbare Studienbasis zur Beurteilung der Impfstoffsicherheit im Jugendalter von 12 bis 16 Jahren[10], während Daten zur Sicherheit bei Kindern noch völlig fehlen. Der Nachweis, dass das Impfrisiko von Kindern unter deren Erkrankungsrisiko liegt, müsste wegen der extrem geringen Mortalität von COVID-19 bei Kindern eine sechs- bis siebenstellige Zahl von Kindern umfassen. Ohne ausreichende Daten zur Sicherheit ist eine Impfung von Kindern und Jugendlichen nicht vertretbar.

Wissenschaftliche Berechnungen und Entwicklungen wie in Israel zeigen vielmehr, dass eine weitgehende Unterbrechung der COVID-19-Infektionsketten[11] ohne die Impfung von Kindern und Jugendlichen möglich ist, auch wenn nur ein deutlich geringerer Anteil der Bevölkerung geimpft wird als erhofft. Langfristig kann eine natürliche Immunisierung im Kindesalter womöglich nachhaltiger zur Immunität der Bevölkerung beitragen als eine Impfimmunität. Dabei ist unbestritten, dass auch Kinder und Jugendliche einen Anteil an der Ausbreitung des Virus haben[12], wobei dieser Anteil bei Kindern unter und bei Jugendlichen leicht über dem von Erwachsenen liegt.[13] Eine sachgemäße Impfdiskussion unterscheidet deshalb zwischen Kindern unter 12 Jahren und Jugendlichen und berücksichtigt darüber hinaus, dass auch zweimal Geimpfte asymptomatische COVID-19-Infektionen entwickeln und damit ansteckend sein können (wenn auch wesentlich seltener als Ungeimpfte[14]).

Vor dem Hintergrund dieser Ausführungen zu Nutzen und Risiken einer Impfung von Kindern und Jugendlichen stellt die GAÄD fest:

  • Der zu erwartende Impfnutzen für die Betroffenen ist gering.
  • Es gibt keine Daten zum Vergleich der kurz- und langfristigen Wirksamkeit und Sicherheit der neuen Impfstoffe gegenüber einer im Kindes- und Jugendalter natürlich erworbenen Immunität.
  • Mögliche Impfrisiken bis hin zu impfbedingten Todesfällen wiegen in dieser Altersgruppe besonders schwer.
  • Eine Kontrolle der Pandemie und der Schutz gefährdeter Erwachsener ist wahrscheinlich auch ohne die Impfung von Kindern und Jugendlichen unter 16 Jahren erreichbar.
  • Die GAÄD teilt die von einigen Landesärztekammern (z.B. im Saarland und Hamburg) aufgeworfenen Bedenken gegen den Beschluss des Bundesärztetages.
  • Die GAÄD schließt sich der Forderung der WHO an, dass vor einer Impfung von Kindern in den reichen Industrienationen der weltweiten Impfstoffversorgung insbesondere der armen Länder des globalen Südens ein klarer Vorzug zu geben ist.

Für Gesundheit und Wohlergehen von Kindern und Jugendlichen fordert die GAÄD:

  • Die möglichst rasche Rückkehr zum Präsenzunterricht und volle Öffnung von pädagogischen Betreuungsangeboten für alle Kinder und Jugendliche in Deutschland unter sorgfältiger Risikoabwägung insbesondere für die älteren Schülerinnen und Schüler über 12 Jahre.
  • Die möglichst schnelle Wiedererlangung einer vollen Teilhabe von Kindern und Jugendlichen am gesellschaftlichen Leben, Sport und Kultur bei jeweils gebotenen Schutzmaßnahmen und einschließlich der Impfangebote an alle Erwachsenen.
  • Eine besondere Sorgfalt in der Evaluation und Zulassung von COVID-19-Impfstoffen für Kinder und Jugendliche.
  • Weltweit vorrangig allen älteren und gefährdeten Menschen ein Impfangebot zu machen, entsprechend der Forderung der WHO.
  • Eine freie Impfentscheidung zur Wahrung der verfassungsmäßigen Grundrechte.
  • Der Vorstand der GAÄD

 

Anmerkungen
[1]Zepp, F., COVID-19-Impfstoffe für Kinder und Jugendliche. Monatsschr Kinderheilk 2021, 169, 393-394; Obaro, S., COVID-19 herd immunity by immunisation: are children the herd? The Lancet, published online April 19, 2021. doi.org/10.1016/S1473-30999(21)00212-7

[2]«Seit Beginn des Registers im März 2020 wurden insgesamt 8 verstorbene Kinder gemeldet, davon waren 3 Kinder in einer palliativen Situation verstorben, in einem Fall war die Einordnung nicht möglich. Bei insgesamt 4 Kindern wurde COVID-19 als Todesursache festgestellt.» So die Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie DGPI https://dgpi.de/stellungnahme-dgpi-dgkh-hospitalisierung-und-sterblichkeit-von-covid-19-bei-kindern-in-deutschland-18-04-2021/

[3]Ebenda. In Deutschland leben 7.588.635 Kinder im Alter von 0 – 9 Jahren und 10–19 years 7.705.657 Kinder und Jugendliche im Alter von 10 – 19 Jahren, also knapp 15,3 Millionen Kinder und Jugendliche im Alter bis 19 Jahren. Die COVID-Mortalität ist am niedrigsten zwischen 10 und 19 Jahren. Bhopal, S.: Children and young people remain at low risk of COVID-19-mortality. https://www.thelancet.com/action/showPdf?pii=S2352-4642%2821%2900066-3

[4]Zepp, F. (siehe Anm.2) S.394

[5]Buonsenso, D. et al., Preliminary Evidence on Long COVID in children, https://doi.org/10.1101/2021.01.23.21250375, Now published in Acta Paediatrica doi.org/10.1111/apa.15870. Thompson, P.: Children with long covid. New Sci. 2021 Feb 27; 249(3323), published online 2021 Mar 3. doi.org/10.1016/S0262-4079(21)00303-1 referiert aus britischen Daten zu Long-COVID: «Most medical bodies say it normally takes a few days or weeks to recover from covid-19, and that most will make a full recovery within 12 weeks».

[6]Moleteni et al., Illness duration and symptom profile in a large cohort of symptomatic UK school-aged children tested for SARS-CoV-2, Preprint May 13, 2021 https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2021.05.05.21256649v2

[7]Pieh, C. et al.: Mental Health in Adolescents during COVID-19-Related Social Distancing and Home-Schooling. Preprint March 5, 2021, https://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=3795639

[8]Soldner, G., Martin, D.: Impffragen im Zusammenhang mit COVID-19. https://www.anthromedics.org/PRA-0971-DE

[9]www.pei.de/SharedDocs/Downloads/DE/newsroom/dossiers/sicherheitsberichte/sicherheitsbericht-27-12-bis-30-04-21.pdf

[10]Vgl. das Interview mit dem Kinder- und Jugendarzt und STIKO – Mitglied M. Terhardt https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/panorama/corona-impfung-kinder-risiko-interview-stiko-100.html

[11]Eine Eradikation von SARS-CoV-2 ist unmöglich, das Virus kann auch auf Haus- und Pelztiere übergehen.

[12]Lewis, S. J., Munro, A. P. S., Smith, G. D., & Pollock, A. M. (2021). Closing schools is not evidence based and harms children. BMJ, 372, n521. https://doi.org/10.1136/bmj.n521

[13]Park, Y. J., Choe, Y. J., Park, O., Park, S. Y., Kim, Y.-M., Kim, J., … Kim, S. S. (2020). Contact tracing during coronavirus disease outbreak, South Korea, 2020. Emerging infectious diseases, 26(10), 2465–2468. doi.org/10.3201/eid2610.201315.

[14]Harris, R.J., Impact of vaccination on household transmission of SARS-COV-2 in England. Preprint khub.net/documents/135939561/390853656/Impact+of+vaccination+on+household+transmission+of+SARS-COV-2+in+England.pdf/35bf4bb1-6ade-d3eb-a39e-9c9b25a8122a

Integrative Medizin ist ein Dialog

Um den Beitrag der integrativen Medizin in der gegenwärtigen Covid-19-Pandemie ging es bei einem viertägigen Kongress der Academy of Integrative Health & Medicin (AIHM) Ende März in Kalifornien: ‹Hope, Resilience and Healing in the Covid-19 Era›. Tido von Schoen-Angerer, Vizepräsident der Internationalen Vereinigung der Anthroposophischen Medizin (IVAA), war als Vertreter dabei. Er sieht eine positive Zukunft für die weitere Entwicklung der integrativen Medizin.

Wie ist die Stellung der integrativen Medizin in den USA?
In den USA ist die integrative Medizin gut, aber anders verankert. Es gibt seit vielen Jahren das National Center for Complementary and Integrative Health (NIH) als nationale Förderung der Forschung, außerdem im Academic Consortium for Integrative Medicine and Health einen Zusammenschluss der Spitzenuniversitäten, die auch zu diesem Thema forschen.

Wenn man diese internationale Ebene anschaut, gewinnt man einen anderen Eindruck als hier. In der letzten Zeit wurden die integrativen Behandlungsansätze in den Medien lächerlich gemacht.
Die Kritiker, die aus den Kreisen der Skeptikerbewegung kommen, sind schon sehr effektiv in ihrer Einflussnahme auf die öffentliche Darstellung. Dabei handelt es sich bei der integrativen Medizin um ein international anerkanntes Forschungs- und Praxisfeld mit zunehmender Evidenz – das wird hier in Deutschland derzeit so nicht wahrgenommen.

Seit Ausbruch der Pandemie war in der Öffentlichkeit von den komplementären medizinischen Richtungen wenig zu hören. Hat man da der konventionellen Medizin nicht zu sehr das Feld überlassen?
In der Realität war es so, dass viele Kolleginnen und Kollegen, die integrativ behandeln, tätig waren und Covid-19-Erkrankte behandelt haben, auch in der Prävention. Das wurde nur nicht unbedingt in die Öffentlichkeit getragen, was vielleicht einer gewissen Vorsicht entsprach. Es geht keinesfalls darum, jetzt Heilsbotschaften zur Bekämpfung von Covid-19 zu verbreiten oder alternative Behandlungen anzupreisen. Die integrative Medizin, das kann man nicht oft genug betonen, arbeitet wissenschaftsbasiert auf der Basis des State of the Art der konventionellen Medizin. Trotzdem gibt es inzwischen gute Erfahrungen in der integrativen Behandlung der Pandemie. Das wollten wir mit unserem Beitrag zum Kongress von AIHM zeigen. Es wurden beim Webinar zwar auch Arzneimittel genannt, die eingesetzt worden sind, aber wir wollten damit keine Behandlungsempfehlungen geben, es ging zunächst einmal um Erfahrungsberichte.

In Deutschland gab es Querdenken-Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen, auf denen auch Ärztinnen und Ärzte aus dem Bereich der komplementären bzw. integrativen Medizin auftraten. Welche Auswirkungen hat das?
Die Tendenzen in der Gesellschaft machen auch vor der Community der integrativen Medizin nicht halt. Ob dort mehr Vertreter und Vertreterinnen anzutreffen sind, weiß ich nicht, aber es schädigt das Image der ganzen Bewegung, wenn man die Gefahr durch das Virus kleinredet oder den Nutzen der Impfung grundsätzlich infrage stellt. Das ist Wasser auf die Mühlen der Kritik.

Was kann man gegen diesen Imageschaden unternehmen?
Wir als IVAA müssen deutlich machen, wo wir stehen. Wir sind nicht gegen Impfungen. Sinnvoll ist sicher, die Realität der klinischen Versorgung darzustellen, wie wir das jetzt auf dem Kongress getan haben, damit nicht einige wenige, die bei den Querdenken-Demonstrationen auftreten, das Bild bestimmen. Auf der anderen Seite sollten wir auch innerhalb der Bewegung versuchen, im Dialog mit anderen Meinungen zu bleiben. Wichtig ist sicherlich auch, die Medienkompetenz in der Ausbildung von Ärztinnen und Therapeuten zu schulen, damit Quellen von Informationen besser geprüft werden.

Wie geht es aus Ihrer Sicht weiter mit der integrativen Medizin?
Die Zukunft sehe ich positiv: Die Bewegung der integrativen Medizin wächst. Die Pandemie führt möglicherweise auch dazu, dass hier noch mehr Kräfte freigesetzt werden. Die integrative Medizin ist auf jeden Fall bereits jetzt eine politische Realität, die WHO hat die Einbeziehung traditioneller, komplementärer und integrativer Medizin explizit als Strategie formuliert. Bereits zu Beginn der Pandemie gab es einen Workshop der WHO, in dem sich diese Richtungen ausgetauscht haben. Für viele Länder, gerade in Afrika, hat es politisch Priorität, die eigenen Traditionen einzubeziehen. Es wird eine große Aufgabe sein, diese Traditionen in die konventionelle Medizin einzubeziehen, auch in Ausbildung und Forschung.

Sie waren als Arzt in vielen Ländern tätig, auch für Ärzte ohne Grenzen: Gegenwärtig stehen die Impfstoffe vorwiegend den Industrienationen zur Verfügung und in ärmeren Ländern können noch nicht einmal die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Gesundheitswesen geimpft werden. Lässt sich die Pandemie auf einem Kontinent bekämpfen?
Das ist eine Katastrophe mit Ansage, denn sowohl die Organisationen der Zivilgesellschaft als auch die der Ärztinnen und Ärzte haben von Anfang an darauf hingewiesen, dass die Resultate der Forschung zur Pandemie weltweit zur Verfügung gestellt werden müssen. Das heißt zum Beispiel, dass Patente keine Hindernisse bilden dürfen und die Impfstoffe gleich verteilt werden müssen.

Jetzt haben sich aber doch die Nationalismen durchgesetzt. Die reichen Nationen, auch die EU, haben sich bei den Pharmafirmen eingekauft und es sind nur die Reste, die an die ärmeren Länder gehen. Das kann so nicht funktionieren. Den armen Ländern bleibt ja gar nichts anderes übrig, als zur Bekämpfung der Pandemie zu impfen. Sie können sich oftmals weder Maßnahmen wie Lockdowns leisten, weil die Menschen von der Hand in den Mund leben, und auch Social Distancing ist bei beengten Wohnverhältnissen nicht möglich. So ist zu erwarten, dass es in ärmeren Ländern weiterhin zu hohen Infektionsraten kommt, was wiederum das Risiko von Virusmutanten erhöht, und das wirkt sich auch wieder auf die Bekämpfung der Pandemie bei uns aus.

Dieser Hintergrund wirft ein anderes Licht auf die Impfdiskussion hier bei uns.
Die Frage «Lasse ich mich jetzt impfen oder nicht?» ist vor diesem Hintergrund eine echte Luxusdiskussion!

Das Gespräch führte Cornelie Unger-Leistner von Nexus News Agency (NNA).
Foto: Tido von Schoen Angerer (NNA)

Quelle: Das Goetheanum, Ausgabe 23, 4. Juni 2021

 

COVID-19: Kinder impfen?

Livestream in Kooperation mit dem Bund der Freien Waldorfschulen

Wir alle engagieren uns für die Gesundheit unserer Kinder, um ihnen eine gute Zukunft zu ermöglichen. Auch eine Impfung gestaltet Zukunft. Sie soll unser Immunsystem auf eine potentielle Auseinandersetzung mit einem spezifischen Virus vorbereiten. Laut Presseberichten möchte eine deutliche Mehrheit der Eltern die Jugendlichen und Kinder gegen COVID 19 impfen. Nach Gesprächen mit Lehrerinnen und Lehrern gehen wir davon aus, dass dies auch für Waldorfschulen gilt. Auch hier ist es wahrscheinlich nur eine Minderheit, die die Impfung in diesem Alter entschieden ablehnt.

In der öffentlichen Debatte werden aus Wissenschaft und Politik verschiedene und oft einander widersprechende Aspekte für und gegen das Impfen genannt.

Wir laden Sie daher zu einem gemeinsamen Livestream ein, um die aktuelle wissenschaftliche Studienlage, deren Bedeutung für die Impffrage und die sich daraus ergebenden Folgen und Fragen für Kinder, Jugendliche, Eltern und Ärzte zu besprechen.

  • Was ist das Besondere an der Covid- 19-Impfung? Ist die Impfung für Kinder gefährlich? Bietet sie einen Nutzen?
  • Gibt es Erkenntnisse zum Risiko von Langzeitfolgen, die bei Kindern und Jugendlichen besonders schwer wiegen?
  • Wollen wir Kinder und Jugendliche impfen, weil wir sie schützen wollen, weil wir darauf hoffen, dass endlich dieses nervenaufreibende Home Schooling aufhört, dass es auch nach den Sommerferien wieder normalen Schulbetrieb gibt und dass Familien mit den Kindern in den Urlaub fahren können?
  • Denken wir, dass eine Impfung für Kinder wichtig ist, um Risikogruppen zu schützen? Ist die Impfung der Kinder für das Erreichen einer Herdenimmunität erforderlich?
  • Haftet der Staat für Langzeitfolgen bei der Impfung von Kindern und Jugendlichen?
  • Welche Möglichkeiten gibt es für die Stärkung des Immunsystems?

Und wie sehen das die Jugendlichen?

Aus dem Umkreis unserer Kinder und Jugendlichen hören wir, dass sich viele impfen lassen wollen. Eine Risikoabwägung spielt dabei eher keine Rolle. Mit der Impfung verbindet sich das Versprechen, dass alle sozialen Einschränkungen wegfallen (Freunde treffen, Party machen, Reisen dürfen, ein normaler Schulalltag ohne Masken, Abstände und Testungen).

Unser Anliegen ist eine aufgeklärte Entscheidung zur Impfung, welche die individuelle Lebenssituation berücksichtigt.

Livestream am 16. Juni 2021, 18:00 bis 21:30 Uhr, mit:

  • Prof. Dr. med. David Martin (Kinderarzt, Uni Witten/Herdecke)
  • Georg Soldner (Kinderarzt, Medizinische Sektion am Goetheanum)
  • Constanze Eppel (Oberstufenlehrerin an der Waldorfschule Heidenheim)
  • zwei Schülern der Waldorfschule Heidenheim
  • Dr. med. Silke Schwarz (Familienmedizin)
  • Philipp Busche (Facharzt für Innere Medizin, Vorstand der GAÄD)

Mit herzlichen Grüßen
Philipp Busche (Vorstand der GAÄD)
Nele Auschra (Vorstand Bund der Freien Waldorfschulen)

Stellungnahme der GAÄD: Keine versteckte Impfpflicht für Kinder und Jugendliche
https://www.gaed.de/stellungnahme-covid-19-impfung-kinder

  • Für die Teilnahme am Livestream ist eine einmalige Registrierung und Buchung erforderlich.
  • Die Teilnahmegebühr beträgt für Ärzte 25 bzw. 20 Euro, für nicht-medizinische Berufsgruppen 15 Euro.
  • Buchungen können bis 15. Juni kostenfrei storniert werden.
  • Mit der Buchung erwerben Sie das Recht, den Livestream später in der Mediathek der GAÄD abzurufen, auch wenn Sie an der Veranstaltung nicht teilnehmen.